Immer wieder höre eine Frage ich von meinen Freunden aus dem buddhistischen und hinduistischen Hintergrund, ob es in der Bibel nicht auch das religiöse Konzept der Reinkarnation, also der Wiedergeburt gibt.
Das Konzept besagt ja, dass man glaubt, eine Seele wird immer wieder in verschiedenen Körpern wiedergeboren in verschiedenen Zeitaltern.
Eine der Hauptaufgaben des Gläubigen dieser religiösen Richtung ist es dann, nicht nur das Karma des jetzigen Leben, sondern auch das Karma, der vergangenen Leben auszugleichen, um eine günstigere Reinkarnation in der Zukunft zu beeinflussen, um dann irgendwann in der fernen Zukunft im Nirvana aufzugehen.
1. Buddhistische Auslegungs-Versuche
Ist Johannes der Täufer der wiedergeborene Elia?
Eine der verblüffendsten Argumentationen, um die Reinkarnation in der Bibel zu „beweisen“ ist folgendes Argument:
Johannes der Täufer wäre der reinkarnierte Elia.
Maleachi 3:1+23 „Siehe, ich sende Euch den Propheten Elia, bevor der Tag des Herrn kommt.“
Und in Matthäus 11:14 sagt Jesus über Johannes: „Er ist der Elia, der kommen soll.“
Jesus lehrt also Reinkarnation? Ist der Elia, der ca. 833 v.Chr gelebt hat von Maleachi (4.-5. Jahrhundert v.Chr.) als zukünftige Reinkarnation vorausgesagt worden und wurde diese in Johannes dem Täufer von Jesus selbst bestätigt?
Wichtig ist aber immer zu beachten bei Hypothesen oder sogar Lehren, denen man begegnet, dass man sich nicht von ihnen beeindrucken lässt, wenn sie auf ein oder zwei Bibelzitate begründet sind. Denn Lehren müssen dem ganzen Zusammenhang des Wortes Gottes standhalten oder darin begründet sein. Dass die Hypothese des reinkarnierten Elia nicht standhält, lässt sich relativ einfach darlegen und beantworten:
Im Johannesevangelium wird nämlich Johannes dem Täufer nämlich genau diese Frage von gläubigen Juden gestellt, die auf den Elia warteten:
„Und sie fragten <Johannes>: was denn? Bist du Elia? Und er sagt: Ich bin‘s nicht.“ Johannes 1:21
Dass die damaligen Juden nicht das buddhistische Konzept der Wiedergeburt des Elia in Johannes meinten erklärt uns der Evangelist Lukas:
„<Johannes> wird vor <Jesus> hergehen in dem Geist und der Kraft des Elia.“ Lukas 1:17
Nicht die körperliche Wiedergeburt ist gemeint, sondern, dass Johannes der Täufer den identischen Auftrag und die gleiche geistliche Mission hatte, nämlich das Volk Israel zu Umkehr zum lebendigen Gott zu rufen in dem selben Geist und in der selben Kraft.
Trug der Blindgeborene ein Karma eines früheren Lebens?
Die nächste Argumentation, um eine angebliche Reinkarnationslehre in der Bibel darzulegen, ist zu behaupten, die Jünger Jesu hätten das Konzept des Karmas in ihren Köpfen gehabt als sie mit Jesus den Blindgeborenen am Wegesrand trafen und Jesus fragten über den Grund der „Bestrafung Gottes“ durch diese Krankheit.
„Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde?“ Johannes 9:2
Die Jünger fragen hier nur, in wie weit die Blindheit eine Strafe Gottes für die Sünde des Mannes, der ja schon blind geboren wurde, oder der Eltern war. Es wird nicht deutlich, dass die Frage der Jünger darauf hinweist, dass sie annahmen, dass der blinde Mann ein Karma, aus einem vergangenen Leben zu tragen hätte.
Die Spekulation erübrigt sich auch durch die klare Antwort Jesu:
„Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden.“ Johannes 9:3
Lehrt Jesus die Reinkarnation?
Das letzte große Argument finden Buddhisten in den eigenen Worten von Jesus selbst.
Denn Jesus lehrt Nikodemus angeblich die Lehre der Reinkarnation in Johannes 3:3:
„Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Im Griechischen steht hier: γεννηθῇ ἄνωθεν „von oben geboren wird“, also nicht von neuem geboren wird. Jesus spricht also nicht von einer körperlichen Wiedergeburt im buddhistischen Sinne, sondern von der Neugeburt unseres Geistes, die von „oben“, also durch Gottes Geist geschieht.
Das wird deutlich durch den sich anschließenden Dialog zwischen Jesus und Nikodemus, indem Nikodemus nachfragt, weil er nämlich verwirrt ist über den Begriff „von Neuem geboren“ und Jesus antwortet:
„Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden?“ Johannes 3:4
Nikodemus denkt also eindeutig, Jesus würde die körperliche Wiedergeburt meinen.
Doch Jesus widerspricht ihm und klärt ihn auf über die Wiedergeburt, von der er spricht:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.“ Johannes 3:5,6
Jesus denkt also überhaupt nicht an ein Konzept der körperlichen Wiedergeburt, sondern an eine Neugeburt des menschlichen Geistes, der tot war durch die Sünde:
„Auch euch hat er auferweckt, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden.“ Epheser 2:1
Wenn wir Jesus als Retter und Herrn aufnehmen, erleben wir diese Neugeburt, von der Jesus zu Nikodemus spricht:
„Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2.Korinther 5:17
2. Die Bibel verneint mehrmals deutlich die Reinkarnations-Lehre
Die deutlichste Bibelstelle, die einer Wiedergeburt des der menschlichen Seele widerspricht, finden wir in:
Hebräer 9:27 „Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“
Weitere Bibelstellen sind ähnlich eindeutig:
König David fastet und betet für seinen todkranken Säugling, den er im Ehebruch gezeugt hat. Als sein Sohn dennoch stirbt hört er auf zu fasten und antwortet seinen verwunderten Dienern:
„Kann ich es etwa zurück bringen? Ich gehe einmal zu ihm, aber es wird nicht zurückkehren.“ 2.Samuel 12:23
„Er dachte daran, dass sie Fleisch sind, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkehrt.“ Psalm 78:39
"Ein Mann aber stirbt und liegt da…, so legt der Mann sich hin und steht nicht wieder auf.“ Hiob 14:10,12
„Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Zelthaus zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein nicht mit Händen gemachtes, ewiges Haus in den Himmeln.“ 2.Korinther 5:1
Paulus kannte nicht das Konzept der körperlichen Wiedergeburt. Ist das „irdische Zelt“ zerstört, lebt die Seele des Gläubigen in einem „ewigen Haus“ im Himmel.
Dass es hier keine Rückkehr gibt unterstreichen folgende Aussagen:
„Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein…“ Philipper 1:23
„…und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ 1.Thessalonicher 4:17
3. Erlösung nicht durch Werke
Jesus ist unser Erlöser und durch sein einzigartiges Werk am Kreuz hat er uns perfekt erlöst. Dies ist wunderbar! Und der Ruhm und der Dank für unsere Erlösung gebührt deswegen allein Gott! Gleichzeitig ist dies aber auch eine Absage an alle Selbsterlösungswerke, wo wir versuchen durch das Einhalten von Gesetzen verschiedener Religionen unsere Sünden oder unser Karma zu verbessern oder auszugleichen. Es ist dem Menschen unmöglich, die Schuld seiner Sünde ungültig zu machen. Die Bibel betont dies immer wieder eindeutig:
„Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.“ Hebräer 10:14
„Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch , Gottes Gabe ist es.“ Epheser 2:8
„damit wir aus Glauben gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken.“ Galater 2:16
„Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Galater 3:11
4. „Christliche“ Konzepte der Reinkarnations-Lehre widerlegt
Ein „christlicher Bibellehrer“, Ivo Sasek versucht in seiner Broschüre
„Der Ölbaum“, Quelle: „Der Gemeindelehrdienst, Jan.09“ die Reinkarnation in die Bibel hinein zu lesen.
Schlusswort, S.35:
Das heilsame Urwissen der Menschheit ist die Reinkarnationslehre, Zitat:
„Jenes <Ur>wissen nämlich, dass jeder Mensch selber es ist, der die Frucht seiner Taten und Untaten ernten muss, indem jeder Mensch in einem kommenden Erdenleben die Suppe bis zum letzten Tropfen auslöffeln muss, die er sich selbst eingebrockt hat.“
- Alles, was uns begegnet ist uns als Vorbestimmung und Besserung auferlegt.
- Verminderung der Sündenlast durch Leiden
Zitat aus S.36:
„Das göttliche Karma, sprich das Gesetz von Ursache und Wirkung, wird so lange und so gründlich an uns arbeiten, bis dass jedes Knie gebeugt ist. Das bedeutet, bis dass jede Eigenkraft gelähmt und verkrüppelt ist.“
- Heiligung durch Karma und Leiden
Argument 1: Die heutige Bibel sei falsch übersetzt
Da das Zeugnis der Bibel unzweideutig eine Reinkarnationstheorie ablehnt, versucht Ivo Sasek die Glaubwürdigkeit der Bibelübersetzungen zu erschüttern:
So behauptet Sasek, Hebräer 9:27 sei falsch übersetzt worden in den gängigen Bibel-Übersetzungen.
Zitat, S.10: „Diese Stelle ist wirklich die Einzige, die scheinbar klar und deutlich gegen Reinkarnation spricht. Doch hält sie Stich? Denn die Erklärung, dass es dem Menschen gesetzt ist „ein Mal“ (1x) zu sterben, kann ebenso gut „mindestens ein Mal“ bedeuten.“
Sasek manipuliert aber das Wort ἅπαξ (hapax) , welches eindeutig „einmal“ oder sogar „ein für allemal“[1] also die Einzigkeit, die Einmaligkeit ausdrückt und behauptet das Wort könne auch „mindestens einmal“ heißen (τουλάχιστον μία φορά).
Zitat aus „Der Ölbaum“ S.10,11
Sasek führt aus, dass die sogenannten „Correctores“ im Konzil zu Nicäa 325, den ursprünglichen Wortlaut von Hebräer 9:27 geändert und verfälscht haben.
Damit behauptet Sasek, dass die Bibel, die wir heute haben zu Nicäa gefälscht worden ist.
So behaupten dies auch Dan Brown, die Zeugen Jehovahs und Muslime.
Argument 2: Konstantin hätte die Bibel gefälscht
Warum haben die „Correctores“ oder Konstantin 325 in Nicäa die Bibel nicht gefälscht?
- Es ging im Konzil nicht darum, den Inhalt der Bibel zu korregieren, sondern es ging hauptsächlich darum, sich mit der Lehre des Arius auseinander zu setzen. Die sogenannten „Correctores“ sind eine freie Erfindung und kein Buchstabe der Bibel wurde geändert.
- 325 n.Chr gab es schon hunderte von Kopien des NT überall in der Welt. Es war eine technische Unmöglichkeit alle existierenden Bibeln zu ändern. Es gibt heute (5000 Kopien allein in Nestle Aaland) keine einzige Kopie beinhaltet einen Vers, der auf die auf die Reinkarnation hinweist.
- Es gab 325 n.Chr. mehrere Schriften der Kirchenväter, die Hebräer 9:27 zitiert und niedergeschrieben hatten und zwar in der Weise, wie wir sie heute in unseren Übersetzungen haben. Auch diese alle konsequent zu fälschen ohne eine angeblich „ursprüngliche“ und „wahre“ Version über zu lassen war logistisch unmöglich.
- „Papyrus 46“ oder auch „Dublin, P. Chester Beatty II“ genannt, stammt aus dem Jahr 200 n.Chr, das sind 125 Jahre vor Nicäa!
Dies bezeugt schon Hebräer 9:27 in dem Wortlaut, wie wir es heute in unserer Bibel haben. Damit wäre die Behauptung von Ivo Sasek endgültig widerlegt.
5. Sasek versucht durch verschiedene antike Quellen die Reinkarnationslehre zu untermauern.
Quelle 1: „Didymos“[2]
Es handelt sich hier um das apokryphe „Thomasevangelium“.
Apokryph = Die ersten Gläubigen nahmen dieses Evangelium nicht in den Kanon des NT auf weil es heterodoxe (andersgläubige) Inhalte hatte.
Kurz: Das „Thomasevangelium“ ist eine gnostische Irrlehre.
Quelle 2: Der jüdisch-römische Historiker Josephus Flavius.[3]
Flavius Josephus war aber kein Christ.
Quelle 3: Origenes[4]
- Seine Theologie war so umstritten, dass er bis heute nicht als Kirchenlehrer anerkannt wurde.
- Ihm haben wir die Irrlehre der Erbsündenlehre und daraus folgernd die Babybesprengung zu verdanken.
- Er lehrte die Präexistenz der Seelen, nicht zu verwechseln mit Reinkarnation.
- Origenes bestritt in seinem Kommentar zu Mt., dass Johannes der Täufer der wiedergeborene Elia sei.
Quelle 4:
Bei dem Kernstück der Quelle der Inspiration von Sasek handelt es sich um das esotherische „Evangelium des vollkommenen Lebens“,
alias „das Büchlein Heliand“,
alias „Das essenische Evangelium des Johannes“.[5]
Inhalt:
Esotherisches Evangelium in dem die NEUEN GEBOTE, nämlich die 12 GEBOTE, VEGETARISCHE ERNÄHRUNG, TIERLIEBE und TIERSCHUTZ, REINKARNATION und KARMA und die JUGEND und frühen Erwachsenenjahre des Jesus gelehrt werden.
Quelle 5: Die „Pistis Sophia“
• „In der Pistis Sophia, einem apokryphen Evangelium, das mir grundsätzlich eher wie ein Säckel Falschgeld vorkommt, sind erstaunlicherweise einige sehr kostbare echte Münzen enthalten.“ [6]
Hier eine Kostprobe womit Ivo Sasek sich inspirieren lässt:
• Die Pistis Sophia behauptet, dass Jesus Christus noch elf Jahre nach der Auferstehung auf Erden gewirkt habe, und seine Jünger dabei die erste Stufe der Mysterien lehren konnte. Der Text beginnt mit einer Allegorie von Tod und Auferstehung Christi, die zugleich den Auf- und Abstieg der Seele beschreibt. Später werden die wichtigsten Gestalten der gnostischen Kosmologie behandelt und 32 fleischliche Begierden aufgezählt, die überwunden werden müssen, um Erlösung zu erlangen.[7]
Damit ist der Beweis erbracht, dass nicht nur die Argumentation Ivo Saseks unbiblisch ist, sondern auch das Konzept der Reinkarnationslehre der Bibel fremd ist.
Diese Lektion kann man auch in unserem apologetischen Youtube Channel ansehen: www.youtube.com/watch?v=g4dgn8InAMA&t=39s
Mario Wahnschaffe
[1] Quelle: Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch
[2] Zitat: „Der Ölbaum“ S.17-19
[3] Zitat: „Der Ölbaum“ S.17-19
[4] Zitat: „Der Ölbaum“ S.17-19
[5] Zitat: „Der Ölbaum“ S.20-28
[6] Zitat, „Der Ölbaum“ Seite 31:
[7] Quelle: Wikipedia, Pistis Sophia