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„Codices recentiores – non deteriores“ (Jüngere Schriften müssen nicht schlechter sein als Ältere)

 

Damit beschrieb Giorgio Pasquali folgendes Phänomen:

Jahrhunderte lang war die älteste vollständige Bibel des Alten Testamentes der „Codex Leningradensis“ (1008 n.Chr.) Auf ihn fußt der sogenannte „Masoretische Text“.

Codex Leningradensis

Er ist die Grundlage des Alten Testamentes, den sowohl die Biblia Hebraica Stuttgartensia (Grundlage der christlichen Bibel) als auch die Rabbinerbibel des Jakob ben Chajim verwenden.

 

Warum gab keine ältere vollständige Bibel vor 1008?

Die Juden beerdigten feierlich Bibeln die durch Alter und Gebrauch beschädigt waren und somit nicht mehr perfekt waren.

Lange wurde das junge Alter der ältesten vollständigen Bibel des ATs kritisiert, bis ihre Richtigkeit und wort- und sinngetreue Übertragung durch drei Funde bestätigt wurde:

 

1. Der Fund in der Geniza der Synagoge von Alt-Kairo 1890.

Geniza Ost Kairo

Dort wurden zahlreiche alte Fragmente des ATs gefunden aus der Zeit des 6.-8. Jahrhunderts. Also hunderte von Jahren vor der Abschrift des „Codex Leningradensis“!!!

Die Schätze einer „Geniza“ (Rumpelkammer einer Synagoge) wurden von Zeit zu Zeit zeremoniell in der Erde vergraben. Nur ein Zufall bewahrte die Handschriften von Kairo vor diesem Schicksal. Die Geniza wurde einmal zugemauert und geriet in Vergessenheit.

 

  1. 2. Noch zufälliger waren die Schrift-Funde von Qumran am Toten Meer in Israel!

isaiah-scroll

Sie umfassen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Darunter die komplette Schrift des Propheten Jesajas 1000 Jahre älter als die Codex Leningradensis!!!

„So weist z.B. die zweite Jesajarolle aus Höhle 1 von Qumran (1 Q Isb) nicht wesentlich größere Abweichungen vom masoretischen Text auf, als sie in der spätmittelalterlichen Tradition begegnen.“

Quelle: Ernst Würthwein, Der Text des Alten Testamentes, Eine Einführung in die Biblia Hebraica, 5. Auflage, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1988, S. 14,17

 

3. Die Funde von Murabba'atmasada

Neben den Qumramtexten, die nach dem archäologischen Befund vor 70 n.Chr. zu datieren sind, verdienen die Funde von Murabba'at mit biblischen Texten aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. besondere Hervorhebung.

Wichtig sind auch die Reste von 14 Schriftrollen mit biblischen Texten aus der Zeit vor 73 n.Chr., die bei der Ausgrabung der Felgenburg Masada in der judäischen Wüste 1963/65 gefunden wurden. Sie stimmen weithin mit dem traditionellen Texten überein; lediglich im Text Ezechiel sind einige geringfügige Abweichungen.

Murabbaat

Quelle: Ernst Würthwein, Der Text des Alten Testamentes, Eine Einführung in die Biblia Hebraica, 5. Auflage, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1988, S. 38,39

 

Diese drei Funde zeigen in beeindruckender Weise, wie genau die Masoreten, die das Alte Testament über viele Jahrhunderte kopiert und übertragen haben in genauester Weise ihre Arbeit getan haben und wir nun den gleichen Text in Händen halten wie vor mehr als 2000 Jahren!

2 thoughts on “Warum ich an die genaue Überlieferung des Tanachs glaube?

  1. Lieber Herr Wahnschaffe,

    ich (28, Christ, Arabist und Webdesigner) arbeite schon länger an einer größeren missionarischen Website, die primär an Muslime gerichtet sein soll. Vielleicht kann ich Sie dazu irgendwie mal persönlich (mail, Telefon, direkt) einige Dinge fragen?

    Vielen Dank und Gottes Segen!
    Peter

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