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Widersprüche bei den Auferstehungsberichten der Evangelien?

Nach einem Aufsatz von Robin Schumacher, 27. März 2013

Bildquelle: Wikimedia
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Übersetzung und Bearbeitung von Esther Wiegel im Sept. 2013

- Widersprechen sich die einzelnen Evangeliumsberichte der Auferstehung?

-Wie viele Frauen waren am ersten Ostermorgen am Grab Christi: 1, 2, 3, oder mehr?

- Waren da zwei Engel oder nur einer, der seine Auferstehung verkündete?

- Erschien Jesus seinen Jüngern in Galiläa oder in Jerusalem?

 

Kritiker der Auferstehung Jesu behaupten oft, die vier Evangeliumsberichte über die Auferstehung Jesu von den Toten im Neuen Testament widersprächen sich gegenseitig.

Einige Theologen stellen sogar die Übereinstimmung der Abschnitte über die Auferstehung in den Evangelien in Frage;

Emil Brunner, zum Beispiel, sagt: „Die Quellen widersprechen sich einander gegenseitig und nur ein „harmonisierender“ Prozess, dem nicht viel an der Wahrheit liegt, könnte eine ziemlich zusammenhängende Darstellung der Ereignisse zusammenflicken. Wobei es offensichtlich ist, dass die späteren und weniger glaubwürdigen Zeugen wichtiger erscheinen, als die früheren und damit vertrauenswürdigeren.

Solch eine unehrliche Art mit diesem Thema umzugehen, hat wirklich nichts mit „Glaube an das Wort Gottes“ zu tun. Es dient nur dazu, das katastrophale Vorurteil zu unterstützen, dass der christliche Glaube nur in Verbindung mit historischer Unehrlichkeit existiert.

Ist dies der Fall?

Müssen Christen unehrlich sein, wenn es darum geht, die Darstellung der Auferstehung in den Evangelien als historisch exakt zu bezeichnen?
Ich glaube nicht. Werfen wir einen Blick auf einige der Fragestellungen.

Erstens auf Kommentare, die von Brunner mehr auf Annahmen, als auf tatsächlichen Fakten basieren.
Die Evangelien stimmen ganz sicher bei den wichtigsten Fakten überein:

* Die Auferstehung Jesu.
* Gott erweckte ihn von den Toten.

Was übrig bleibt, sind kleinere Details, die sich scheinbar unterscheiden.
Wir haben sie hier in einer Tabelle zusammengefasst:

Hier eine tabellarische Auflistung der Begegnung Jesu mit seinen Jüngern:

 

Einige allgemeine Regeln zur Interpretation der Bibel 

 

Bevor wir uns den Einzelheiten der Auferstehungsgeschichte widmen, ist es gut, wenn wir uns einige Grundkenntnisse zur Bibelinterpretation ansehen, die uns helfen werden zu erkennen, warum sich Dinge in den Evangelien zu unterscheiden scheinen.
Zu Beginn ist es wichtig im Kopf zu behalten, dass ein unvollendeter Bericht kein falscher Bericht ist.
Nur weil jeder Autor eines Evangeliums nicht über jedes Detail der Geschehnisse berichtet, heißt dies noch nicht, dass er fehlerhaft ist.
Alle Historiker editieren ihre Berichte für verschiedene Zwecke und da sind die Schreiber der Evangelien nicht anders.

Zweitens ist ein abweichender Bericht kein falscher Bericht. Matthäus zum Beispiel spricht von einem Engel am Grab, wobei Johannes zwei Engel erwähnt. Ein Widerspruch? Überhaupt nicht. Einfache Mathematik besagt, dass, wenn man zwei hat, hat man auch einen.

Matthäus sagte ja nicht: „nur ein Engel“. Wenn er das getan hätte, läge ein wirklicher Widerspruch vor uns. Stattdessen berichtete er nur die Worte des einen Engels.
Von einander abweichende berichte scheinen Zweifel an der Richtigkeit aufzuwerfen, aber wir müssen versuchen, mit unserem Urteil abzuwarten, bis alle Fakten vorhanden sind.“

Das Beispiel ist zitiert von:
„Contradictions among the synoptics?“, Dr. Kenneth Kanzer aus: „The historical reliability of the gospels“, Craig Blomberg

 

Geschehnisse der Auferstehung zusammengefasst

 

Im Folgenden wird der Versuch unternommen, eine prägnante Aufzählung und Zeitleiste zu präsentieren in Bezug auf die Evangelienberichte über Jesu Auferstehung und darauffolgend sein Erscheinen über 40 Tage hinweg bei verschiedenen Personen.
Eine detaillierte Aufarbeitung der Details und Erklärungen finden sich bei:
„The easter enigma“, John Wenham

1. Ein Engel rollt den Stein beiseite vor Sonnenaufgang (Mat.28:2-4)  Die Wachen sind von Furcht ergriffen und fliehen.

2. Frauen besuchen das Grab und entdecken, dass Christus nicht da ist (Mat.28:1; Mk.16:1-4; Lk.24:1-3; Joh.20:1)

3. Maria Magdalena geht, um es Petrus und Johannes zu erzählen (Joh.20:1,2)

4. Die anderen Frauen bleiben beim Grab; sie sehen zwei Engel, die ihnen von der Auferstehung Jesu berichten (Mat.18:5-7; Mk.16:5-7; Lk.24:4-8)

5. Petrus und Johannes rennen zum Grab und kehren zurück (Lk.24:12; Joh.20:3-10)

6. Maria Magdalena kommt zurück zum Grab; Christus erscheint ihr  (Mk.16:9-11; Joh.20:11-18) Christi ERSTES Erscheinen.

7. Jesus erscheint den anderen Frauen (Maria, Mutter des Jakobus, Salome, und Johanna) (Mat.28:8-10) Christi ZWEITES Erscheinen

8. Währenddessen berichten die Wachen den Gelehrten die Geschehnisse und werden bestochen, um zu lügen (Mat.28:11-15)

9. Jesus begegnet Petrus persönlich (1.Kor.15:5) Christ DRITTES Erscheinen

10. Jesus begegnet Kleopas und seinem Begleiter (Mk.16:12,13; Lk.24:13-32) Christi VIERTES Erscheinen

11. Jesus erscheint den 10 Aposteln im Obersaal, Thomas ist nicht dabei  (Lk.24:36-43) Christi FÜNFTES Erscheinen

12. Acht Tage nachdem er den 10 Aposteln erschien, erscheint Jesus allen 11 Jüngern, Thomas mit ihnen (Joh.20:26-28) Christi SECHSTES Erscheinen

13. Jesus erscheint 7 Jüngern am See Genezareth und tut das Wunder der Fische (Joh.21:1-14) Christi SIEBTES Erscheinen

14. Jesus erscheint den 500 auf einem Berg in Galiläa (Mat.28:16-20; Mk.16:15-18; 1.Kor.15:6) Christi ACHTES Erscheinen

15. Jesus erscheint seinem Halbbruder Jakobus (1.Kor.15:7) Christi NEUNTES Erscheinen

16. In Jerusalem erscheint Jesus abermals seinen Jüngern (Apg.1:3-8) Jesu ZEHNTES Erscheinen

17. Jesus steigt auf zum Himmel, während die Jünger es sehen (Mk.16:19,20; Lk.24:50-53; Apg.1:9-12) Christi ELFTES Erscheinen

Fazit und Folgerung

 

Bezüglich der verschiedenen Perspektiven der einzelnen Evangelien über die Auferstehung Jesu sagt N.T.Wright: „Die Geschichten strahlen genau die Spannung aus, die wir gerade nicht mit künstlerisch erzählten Fabeln assoziieren, von Leuten geschrieben, die eifrig darauf bedacht sind, die Fiktion aufrecht zu erhalten und daher auch besorgt sind, dass alles richtig aussehen muss,

sondern mit flüchtigen und verdutzten Berichten derer, die etwas mit ihren eigenen Augen gesehen haben, was sie komplett überraschte und verblüffte und sie sie noch immer nicht völlig einordnen konnten.“

„The resurrection of the son of God“, N.T.Wright

(Minneapolis Fortress Press, 2003), Pg. 612

Wright hat Recht. Dieselben Kritiker, die nach Widersprüchen suchen, um sie hervorzuheben, würden genau so „Kollusion“ (unerlaubtes Zusammenwirken) rufen, wenn es exakte Parallelen und einen einmaligen Bericht über die Auferstehung gäbe.

Am Ende ist deutlich zu sehen: Ganz im Gegenteil zu dem, was Brunner schrieb, dass die Aufzeichnungen über die Auferstehung, die wir in den vier Evangelien finden können unter genauerer Beobachtung ziemlich gut miteinander harmonieren und, vielleicht am wichtigsten!, stimmen sie in der Haupt- und Schlüsselaussage überein, die einen lebensverändernden Unterschied macht:

Jesus ist von den Toten auferstanden!

Robin Schumacher, 27. März 2013

Übersetzung Esther Wiegel, September 2013