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„Codices recentiores – non deteriores“ (Jüngere Schriften müssen nicht schlechter sein als Ältere)

 

Damit beschrieb Giorgio Pasquali folgendes Phänomen:

Jahrhunderte lang war die älteste vollständige Bibel des Alten Testamentes der „Codex Leningradensis“ (1008 n.Chr.) Auf ihn fußt der sogenannte „Masoretische Text“.

Codex Leningradensis

Er ist die Grundlage des Alten Testamentes, den sowohl die Biblia Hebraica Stuttgartensia (Grundlage der christlichen Bibel) als auch die Rabbinerbibel des Jakob ben Chajim verwenden.

 

Warum gab keine ältere vollständige Bibel vor 1008?

Die Juden beerdigten feierlich Bibeln die durch Alter und Gebrauch beschädigt waren und somit nicht mehr perfekt waren.

Lange wurde das junge Alter der ältesten vollständigen Bibel des ATs kritisiert, bis ihre Richtigkeit und wort- und sinngetreue Übertragung durch drei Funde bestätigt wurde:

 

1. Der Fund in der Geniza der Synagoge von Alt-Kairo 1890.

Geniza Ost Kairo

Dort wurden zahlreiche alte Fragmente des ATs gefunden aus der Zeit des 6.-8. Jahrhunderts. Also hunderte von Jahren vor der Abschrift des „Codex Leningradensis“!!!

Die Schätze einer „Geniza“ (Rumpelkammer einer Synagoge) wurden von Zeit zu Zeit zeremoniell in der Erde vergraben. Nur ein Zufall bewahrte die Handschriften von Kairo vor diesem Schicksal. Die Geniza wurde einmal zugemauert und geriet in Vergessenheit.

 

  1. 2. Noch zufälliger waren die Schrift-Funde von Qumran am Toten Meer in Israel!

isaiah-scroll

Sie umfassen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Darunter die komplette Schrift des Propheten Jesajas 1000 Jahre älter als die Codex Leningradensis!!!

„So weist z.B. die zweite Jesajarolle aus Höhle 1 von Qumran (1 Q Isb) nicht wesentlich größere Abweichungen vom masoretischen Text auf, als sie in der spätmittelalterlichen Tradition begegnen.“

Quelle: Ernst Würthwein, Der Text des Alten Testamentes, Eine Einführung in die Biblia Hebraica, 5. Auflage, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1988, S. 14,17

 

3. Die Funde von Murabba'atmasada

Neben den Qumramtexten, die nach dem archäologischen Befund vor 70 n.Chr. zu datieren sind, verdienen die Funde von Murabba'at mit biblischen Texten aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. besondere Hervorhebung.

Wichtig sind auch die Reste von 14 Schriftrollen mit biblischen Texten aus der Zeit vor 73 n.Chr., die bei der Ausgrabung der Felgenburg Masada in der judäischen Wüste 1963/65 gefunden wurden. Sie stimmen weithin mit dem traditionellen Texten überein; lediglich im Text Ezechiel sind einige geringfügige Abweichungen.

Murabbaat

Quelle: Ernst Würthwein, Der Text des Alten Testamentes, Eine Einführung in die Biblia Hebraica, 5. Auflage, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1988, S. 38,39

 

Diese drei Funde zeigen in beeindruckender Weise, wie genau die Masoreten, die das Alte Testament über viele Jahrhunderte kopiert und übertragen haben in genauester Weise ihre Arbeit getan haben und wir nun den gleichen Text in Händen halten wie vor mehr als 2000 Jahren!

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Wie ist eigentlich unser Verhältnis als Christen zu den Juden?
Wie ist unser Verhältnis zu Israel?

In unserer heutigen Zeit in Deutschland wird Israel für seine Politik immer schärfer kritisiert.

 

Im letzten Jahr wurde auf deutschen Strassen gerufen: "Kindermörder Israel! Juden ins Gas!"

So gibt es auch unter Christen zum Teil Abneigung gegenüber Juden und gegenüber dem Staat Israel. Letztens nach einer Predigt wurde mir freundlich der Hinweis gegeben: "Ihre Predigt heute fanden wir gut. Nur, dass Sie dreimal den Begriff "Der Gott Israels" verwendet haben, fanden wir unglücklich, denn die meisten unserer Gemeindemitglieder mögen Israel nicht....

 

Was denkt der durchschnittliche Bürger in München, Deutschland über folgende Fragen:

  • „Was assoziieren sie mit dem Wort Jude?“
  • Wie viele Juden leben heute in Deutschland?
  • Woher stammen die Juden, die heute in Deutschland leben?
  • Was waren die jüdischen Kontingent-Flüchtlinge?

 

In einem Youtube-Video, in dem deutsche Bürger in München interviewt wurden, herrschte große Unwissenheit, bis sogar offener Antisemitismus. So antworteten manche Schülerinnen sogar, dass sie glaubten, dass die Hälfte der deutschen Bevölkerung Juden seien.

Woher stammen die Juden, die heute in Deutschland leben?

 

Wie viele Juden lebten in Deutschland vor der Shoa?

1933   - 502.799 Juden (70.000 in der „Central Vereinigung deutscher Juden“)

1939   - 215.000 Juden nach der Vertreibung der "Ost-Juden" und Massen-Emmigrationen

1941   - 163.696 zu Beginn der Deportationen in die Vernichtungslager

1943   -   31.897 bei Ende der großen Deportationen

1945   -   15.000 bei Kriegsende (33 % im Untergrund)

1990   -   29.000 durch Zuwanderung aus der Sowjet-Union.

2007   - 107.233 durch Zuwanderung der jüdischen Kontingentflüchtlinge aus der EX-Sowjet-Union

2014   - 100.300 Zahl der Juden nimmt ab durch Überalterung und nachlassenden Zuzug aus der Ex-SU

Seitdem in Berlin vor zwei Jahren ein Rabbi, der offen seine Kippa getragen hatte, vor den Augen seiner Tochter auf offener Straße zusammen geschlagen wurde, ist Deutschland für Juden ein immer unfreundlicheres Land geworden.

 

1. Ist Israel ein „Unrechtsstaat“?

 

Einmal fragte mich eine Schülerin unserer Gemeinde: "Warum segnen wir gerade Israel jeden Sonntag?

Ist Israel nicht ein faschistischer Staat, der die Araber unterdrückt?"

Dies ist ein harter Vorwurf und kann nur von Menschen kommen, die noch nie zu Besuch in Israel waren und dort noch nie den Alltag von Juden und Arabern erlebt haben, die dort Tür an Tür leben.

Es gibt 1.271.000 arabische Einwohner in Israel (ohne besetzte Gebiete).  Araber machen 20% der Israelis aus, die den israelischen Pass und Wahlrecht besitzen.

Es sitzen 4 arabische Abgeordnete der „Vereinten arabischen Liste“ im Parlament der Knesset in Jerusalem, sie wurden 2013 von 138.000 Wählern gewählt und setzen sich für ein unabhängiges Palästina ein, mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Es gibt meines Erachtens weder eine demokratische Regierung in den arabischen Ländern, geschweige denn jüdische Vertreter darin.

Warum ist es historisch und politisch unwissenschaftlich, gerade als Deutscher, Israel mit einem faschistischen Staat zu vergleichen?

 

Vergleich:

In Deutschland leben heute 100.000 Juden das sind 0,1%

In Israel leben heute 20% Araber als gleichberechtigte Staatsbürger.

Ist das ein faschistischer Staat?

In der Gegenwart, wo viel über die Fehlerhaftigkeit des Staates Israels und seiner zweifelhaften Entscheidungen diskutiert wird, wollen wir als Christen aber ein biblisch fundiertes Verhältnis zu Israel finden:

Gott rettet und segnet sein Volk nicht aufgrund seiner Vorzüglichkeit oder seiner religiösen Gerechtigkeit oder Leistung, sondern aufgrund seiner Gnade und seines Bundes mit Abraham willen.

„Nicht weil ihr mehr wäret, hat sich der Herr euch zugeneigt, sondern wegen seiner Liebe und dem Eid, den er den Vätern geschworen hat. Er ist der treue Gott (el nääman), der seinen Bund auf tausend Generationen bewahrt.“ 5.Mose 7:6-9

 

Wir dürfen nicht den Fehler machen und Israel heilig sprechen in allem, was sie tun. Natürlich ist Israel kein perfekter Staat, in dem es keine Verfehlungen gibt. Israel ist ein fehlerhafter Staat, wie jeder andere Staat auch.

Trotzdem sind sie geliebt und berufen von Gott aufgrund seines Bündnisses und Versprechens zu Abraham.

Simon Wiesenthal spricht in seinem Buch „Recht nicht Rache“ von einem neuen Antisemitismus im  Nachkriegs-Deutschland: Wenn Deutsche über die Fehler des Staates Israel urteilen, indem sie sagen: ‚Wie kann Israel Verbrechen begehen, wo sie doch Auschwitz erlebt haben?’, dann sprechen sie damit dem Staat Israel die Existenzberechtigung ab, indem sie ihm nicht zugestehen auch Fehler zu machen, wie jedes Land auf der Erde dies auch getan hat.

2. Warum segnen wir Israel?

 

Die "International Church Bonn" ist eine internationale Gemeinde.

Wir segnen jedes Land.

Vor Gott sind alle Länder gleich.

Dadurch, dass wir Israel segnen, ziehen wir Israel nicht den arabischen Nationen vor.

Im "ICB" hat uns Gottes Geist folgende Richtlinie geschenkt: "Wir segnen Israel, und wir vergessen nicht auch Ismael zu segnen und zu trösten." Denn auch Ismael ist ein Sohn Abrahams. Und obwohl er tragischer Weise von Abraham verstossen wurde, hat Gott ihm doch eine mächtige Verheissung gegeben. 1.Mose 17:20 + 21:18

Allein schon von den Menschenrechten sind wir verpflichtet alle Nationen und alle Menschen jeder nationaler Herkunft gleich zu behandeln.

Artikel 2 der Menschenrechte

Dies aber in rechtsradikalen Kreisen zu sagen, kann Dich schon eine Debatte kosten:

Der Jude hat Unglück über die ganze Welt gebracht, warum sollten wir ihn auch noch segnen?

 

2.1. Weil es Gottes Gebot an uns ist.

„Ich will Dich segnen und du wirst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen. Und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ 1.Mose 12:1-3

„Erbittet Heil für Jerusalem! Ruhe sollen die haben, die dich lieben.“ Psalm 122:6

 

Haben doch diese Verse viel mit unserer deutschen Geschichte und unserem Verhältnis zum jüdischen Volk zu tun. Wie bitter mussten wir den Preis bezahlen, indem nationalsozialistische Banner überall in Nazi-Deutschland hingen: "Die Juden sind unser Unglück." 1938 brannten alle Synagogen in Deutschland, doch sieben Jahre später erntete Deutschland den harten Preis für seine Taten. Deutschland lag in Trümmern nach dem Bombenkrieg.

Wir sind dankbar für die Kanzler unseres Landes, wie Konrad Adenauer, der mit Ben Gurion die ersten Schritte der Versöhnung ging in den Verträgen der sogenannten "Wiedergutmachung" am 10. September 1952. Wir denken an unseren Bundeskanzler Helmut Schmidt, von dem wir am 10.11. diesen Jahres Abschied nehmen mussten, der als erster Bundeskanzler der BRD das Konzentrationslager Auschwitz besuchte. Es war diese Politik, die sie verfolgten, die sich an biblischen Werten und an der Verantwortung vor der Geschichte orientierte, die Segen auf unser Land brachte und Gott uns aus unseren Trümmern erhob.

 

2.2.   Das Heil kommt aus den Juden!

Das habe nicht ich gesagt. Das ist ein Zitat aus dem Johannes-Evangelium 4:22. Tatsächlich hat Jesus das selber gesagt!

Es gibt mindestens drei Gründe, warum wir das jüdische Volk segnen können und dankbar für sie sein dürfen:

  • Wir sind dankbar für Gottes Wort. Wir haben es aus den Händen des jüdischen Volkes erhalten.
  • Wir sind dankbar für Jesus Christus. Er ist aus dem Stamm Juda!
  • Wir sind dankbar für den Segen des jüdischen Volkes in Europa. Viele Wissenschaftler und Künstler haben unser Land über die Jahrhunderte bereichert. Wir denken an Albert Einstein, Fritz Haber, Lise Meitner und Paul Ehrlich.
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2.3. Die Replacement- oder Ersatz-Theologie

Die Ersatz-Theologie ist die Theologie, die lehrt, dass Gott die Juden verworfen hat, aufgrund ihres Ungehorsams und dafür die Kirche erwählt hat.

Erschaudernd erkennen wir, welche Kraft die falsche Interpretation der Schrift hat:

  • Schon die ersten Kirchenväter lehrten, dass Gott sein Volk der Juden verworfen habe.

Schon im Jahre 387 steht endgültige Urteil über die Juden fest, so wie es einer der größten Kirchenlehrer der Zeit formulierte, Johannes Chrysostomus, Bischof von Antiochien: „Wie ein gemästetes und arbeitsunfähiges Tier taugen sie (die Juden) nur noch für den Schlächter.“

Die Reichskristallnacht war das Ergebnis von 2000 Jahren antisemitischen Predigten von christlichen Kanzeln.

Der führende evangelische Bischof Martin Sasse aus Thüringen begrüßte mit seinem Kompendium lutherischer antisemitischer Schriften die Reichskristallnacht: „Am 10.November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen.“ Sasse charakterisiert Luther als den „größten Antisemiten seiner Zeit und Warner des deutschen Volkes gegen die Juden“. (Quelle: Schoeps: Leiden an Deutschland, S.60)

Tatsächlich war der 10.11.1938 der 455. Geburtstag Martin Luthers. Hatte er doch in seinen letzten Schriften „Gegen die Juden und ihre Lügen“ die Niederbrennung der Synagogen gefordert, da die Juden sämtlichen Missionsbemühungen widerstanden.

Entspricht dies doch nicht der Schrift.

Sagt doch Röm.11:1,2 „Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das ist ausgeschlossen! Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er vorher erkannt hat.“

 

2.4.   Muslimische Ressentiments

Tatsächlich existieren auch Verse, die die Animosität zwischen Mohammed und den Juden reflektieren.

Um so mehr erstaunt und überrascht es, dass wir im Qur’an Verse finden, die klar darlegen, dass das Land Israel durch Allahs eigenen Befehl dem jüdischen Volk als Besitz und Heimstätte zugewiesen wird und sogar dass Allah die „Kinder Isra’ils“ in der Endzeit in ihr Land zurückbringen wird.

Musa spricht: „O mein Volk, tretet in das geheiligte Land ein, dass Allah für euch bestimmt hat.“ Sura al-Ma’ida 5:20-21

 

„Und Wir sagten zu den Kindern Isra’ils: ‚Bewohnt das Land. Wenn dann das Versprechen vom letzten Mal eintrifft, bringen Wir euch in buntgemischten Gruppen herbei’.“  Sura al-Isra 17:104

 

Die meisten Muslime, denen ich diese Surat vorgelesen habe, hörten diese zum ersten Mal und dachten bis dato, der Qur’an sei ein rein antisemitisches Buch.

  1. Israel ist ein Spiegel für jeden Menschen

 

An Israel wird offenbar, mit welcher Art Liebe, Gott Dich liebt.

„Nicht weil ihr mehr wäret, hat sich der Herr euch zugeneigt, sondern wegen seiner Liebe.“ 5.Mos.7:6-9

Gottes Liebe zu Dir, ist nicht weil Du so toll bist, sondern trotzdem er Dich liebt.

„Christus ist, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben!“   Röm.5:8

 

Gott rettet sein Volk durch einen Retter und erinnert dadurch immer wieder an sein rettendes Opfer.

Richt.3:15 Immer wenn Israel sich abwandte von seinem bösen Lebensstil und sie zum Herrn riefen, weil die Nöte oder Feinde übermächtig wurden, schickte er ihnen einen Retter!

Gott ist ein Gott der rettet. Auch als Adam und Eva sündigten, er bekleidete sie mit Fellen von dem ersten Opfer, das er selbst brachte.   1.Mos.3:21

„Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“   Joh.3:16

 

Gott macht aus unserem Minus ein Plus!

 

Gott wendet sich seinem Volk zu, die keine Hoffnung haben und die als Sklaven unter Pharao nur eine Perspektive haben: Nämlich zu sterben,

erwählt er sie und schenkt ihnen ein Land der Verheißung. So sagt es Bibel und Qur’an.

Er gibt ihnen eine edle Berufung:

2.Mose 22,20: „Den Fremden sollst du weder unterdrücken, noch bedrängen, denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen seid.“

Jes.60:3   „Und es ziehen Nationen zu deinem Licht hin und Könige zum Lichtglanz deines Aufgangs.“

Auch wir sind berufen durch Gottes Gnade hinein in eine herrliche Berufung.

„Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“   Eph.2:10

 

Israel ist ein Vorbild der Liebe Gottes zu uns Menschen, eine Botschaft der Hoffnung.

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Essensausgabe Beeka

„Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden; indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.

Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“

Apostelgeschichte 4:29-31

 

 

Viele Menschen in Deutschland und Europa blicken zur Stunde fragend auf die große Zahl von Flüchtlingen, die zu uns kommen. Unsicherheit bis hin zu Angst breitet sich aus, mancher fühlt sich ratlos: Was bringt die Zukunft?

Die schwer kontrollierbaren Ströme von Flüchtlingen, die derzeit zu hundert Tausenden unser Land erreichen, lösen auch bei Christen und mittlerweile auch bei geistlichen Leitern Gefühle von Ratlosigkeit und Hilfslosigkeit aus. Die Furcht vor einer Islamisierung Deutschlands durch die vielen gläubigen Muslime, die in unser Land kommen, macht auch vor Pastoren nicht halt.

 

Doch Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

“Die Angst des Menschen führt ihn in die Falle; wer auf den Herrn vertraut, ist gesichert.”

Sprüche 29:25 (Einheitsübersetzung)

 

Wenn ich die momentane „Flüchtlingskrise“ aus der Perspektive des Auftrags Jesu betrachte, dann sehe ich eine große Chance für die Gemeinde Jesu. Die Geschichte lehrt uns, dass derlei Einschnitte neue Möglichkeiten mit sich bringen. Entweder wir beugen uns der allgemeinen Angst vor dem Islam oder wir lassen uns erfüllen mit der Kühnheit und dem Mut des Heiligen Geistes und bitten Gott um eine Erweckungs- und Evangelisationsbewegung unter Muslimen in Deutschland!

Dass Gott ganze Völker bewegen und Länder verändern kann, das haben unsere staunenden Augen mit dem Fall des eisernen Vorhangs gesehen und mit der Hinwendung von Millionen Menschen zu Christus seitdem.

Viele wissen vielleicht auch, dass nach der islamischen Revolution in Persien unter Ajatollah Chomeini hundert Tausende von persischen Muslimen dort zum lebendigen Glauben an Jesus Christus kommen. In unserer Gemeinde in Bonn vergeht kein Monat, dass sich nicht ein persischer Muslim für Jesus entscheidet. Gerade letzte Woche im Gottesdienst beim Aufruf, entschied sich ein schiitischer Muslim aus Persien für Jesus. Er war das erste Mal bei uns im Gottesdienst.

Gott ist der Herr über die Völker und über die Geschichte!

 

Ich bin überzeugt, dass Jesus auch das letzte Wort über die radikalen sunnitischen Terroraktivitäten des IS hat. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, sondern können diese einmalige Chance nutzen, um ohne Furcht das Evangelium zu verkünden.

 

Anfang September hatte ich das Vorrecht in Begleitung von zwei arabischen Übersetzern eine große Gemeinde in Jordanien zu besuchen. Sie versorgt jede Woche 600 irakische und syrische Flüchtlingsfamilien mit Hilfsgütern. Unsere Gemeinde in Bonn hat für diese Hilfsgüteraktion 23.000,-€ gesammelt. Ich hatte das Privileg, vor jeder Hilfsgüterverteilung Hunderten von Flüchtlingen die frohe Botschaft von Jesus zu verkündigen. Der Hunger nach Jesus unter den Völkern im Nahen Osten ist riesengroß!

 

Am zweiten Tag durfte ich zu 230 verschleierten Muslimas predigen. Sie gehörten zu Flüchtlingsfamilien aus Syrien, die zur sunnitischen Muslimbruderschaft gehören, die gegen Assad für die Scharia gekämpft hatten. Mittlerweile werden diese von der noch radikaleren IS Bewegung, von ihren eigenen Glaubensbrüdern abgeschlachtet und vertrieben.

Ich predigte ihnen aus Lk.13: Jesus heilt die Frau mit dem Geist der Schwäche. Diese Muslimas schauten mich während der ganzen Predigt lächelnd an! Am Ende bot ich ihnen an: Wer eine Berührung von Isa Masih möchte, um Heilung und Hilfe zu empfangen, darf aufstehen und seine Hände öffnen.

Der ganze Saal stand und einige dieser verschleierten Frauen hoben sogar ihre Arme in die Luft, um eine Berührung von Jesus zu empfangen! Leider darf ich aus Sicherheitsgründen die Fotos nicht veröffentlichen. Mir kommen jedes Mal die Tränen, wenn ich diese Fotos betrachte. Ich habe Gottes Kraft an diesem Tag erlebt.

 

Gott liebt Muslime und möchte ihnen Erlösung in Jesus Christen anbieten. Viele von ihnen kommen in diesen Tagen in unser Land, in unsere Nachbarschaft!

 

Damit das Ziel unseres Gottes realisiert werden kann, ist eine Gemeinde erforderlich, die vorbereitet ist. Eine Gemeinde, die nicht von Angst und Ablehnung erfüllt ist, sondern von der Furchtlosigkeit und Freundlichkeit des Heiligen Geistes, mit einem brennenden Herzen der Liebe und der praktischen Gastfreundschaft.

Auf diese Weise können wir Muslime einladen, von der Liebe der Christen zu hören und in unsere Gottesdienste zu kommen.

 

Seit einem Monat kommen drei muslimische Familien aus Syrien und besuchen unsere Gottesdienste. Sie sind enttäuscht von der Scharia des IS, aber fürchten sich gleichzeitig vor klassischen christlichen Missionierungs-Versuchen. Wir wollen geduldig sein und brauchen nichts weiter zu tun als Freundschaft mit ihnen zu schließen, ihnen zu dienen und sie zu lieben. Vor drei Wochen hat ein sunnitischer Muslim aus Syrien vorn am Altar sein Leben Jesus geschenkt!

In unserer Gemeinde durften wir in den letzten 3 Jahren 32 Muslime taufen, darunter einen Imam aus Togo! Diese Menschen sind unsere besten Missionare. Sie sprechen kein oder wenig Deutsch, aber sie bringen ihre Freunde aus den Asylantenheimen mit und führen sie zu Jesus!

Wir haben einen Konvertiten aus Persien, den wir im Januar diesen Jahres getauft haben. Ich habe ihn auf eine Evangelisationsreise in eine Stadt nahe bei Berlin mitgenommen. Er hat dort mit 10 Muslimen Freundschaft geschlossen und der Pastor dort zahlt ihm das Ticket für 10 Reisen von Bonn dorthin, damit er diese 10 Muslime im Alphakurs über 10 Wochenenden begleitet. Die Konvertiten sind unsere Missionare der Zukunft! Sie kennen den Islam und haben eine Unerschrockenheit, die ich mir für die deutsche Gemeinde von Gott erbitte! Unsere persische Leiterin unserer persischen Hausgemeinde steht jeden Samstag neben den Salafisten in unserer Innenstadt und verteilt die Bibel trotz Anfeindungen durch Islamisten!

Der Pastor in Amman, den ich dort besuchen durfte, kam gerade zurück von einer Erweckungsveranstaltung in Bagdad im Irak! Sie hatten zusammen 5 Gemeinden das Evangelium gepredigt und viele Muslime getauft – trotz der Angst vor Bombenanschlägen und Entführung! Der Pastor traf dort einen jungen Diakon, der schon einmal vom IS entführt worden war und dem Tode knapp entronnen war. Auf die Frage des Pastors, warum er nicht, wie so viele Christen, nach Europa auswandere, antwortete er: „Jemand muss ein Licht für Jesus in Bagdad sein!“

Was für ein Mut! Christen in Bagdad sind bereit den höchsten Preis für die Verkündigung des Evangeliums zu zahlen! Das hat mich angespornt! Ich bitte Gott um Kühnheit und Mut für seine Gemeinde in Deutschland! Gott hat Großes mit der Gemeinde vor. Bereiten wir uns vor: Lassen wir alle Angst hinter uns und gehen mit Kühnheit und Liebe vorwärts für die große Ernte, die vor uns steht!

 

„Jene aber zogen aus und predigten überall, während der Herr mitwirkte und das Wort durch die darauf folgenden Zeichen bestätigte.“   Markus-Evangelium 16:20

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Eine Stellungnahme zu Prof. Dr. Siegfried Zimmers "Die Schwule Frage"

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=VLf-umCdAkg

Einleitung:

Zunächst möchte ich mich bei Prof. Dr. Siegfried Zimmer bedanken, für seinen emphatischen und sehr engagierten Apell an die Kirchen und Freikirchen, Schuld einzugestehen für Jahrhunderte von furchtbarer Gewalt und psychischer Diskriminierung von Schwulen und Lesben, nicht nur in unseren Kirchengemeinden, sondern auch in unserer Gesellschaft. Für uns als Christen ist es dringend an der Zeit, Schwulen und Lesben ohne Vorurteile, sondern mit der selben Liebe und Barmherzigkeit zu begegnen, so wie Jesus es uns vorgelebt hat. Gemeinde muss ein Ort der Liebe und Annahme für alle Menschen werden, wo sie gerade durch das Verhalten der Gläubigen Gottes Liebe verstehen können. Für Christen ist dieses Video ein reicher Fundus an geschichtlichen Details unserer kirchlichen und freikirchlichen Vergangenheit in Bezug auf unsere Ablehnung von Schwulen und Lesben. Es ist eine Gelegenheit für uns, uns zu schämen für unsere Vergangenheit und eine Chance, unser Verhalten gegenüber Schwulen und Lesben zu korrigieren und ihnen ohne Vorurteile und mit Liebe zu begegnen.

Prof. Dr. Siegfried Zimmer geht aber noch einen Schritt weiter. Eine Sache ist es, zu sagen, wir als Christen akzeptieren Schwule und Lesben. Eine Gemeinde kann sich auch dazu entschließen, in der heutigen Zeit Homo-Ehen zu segnen, Schwulen und Lesben als Mitglieder in die Gemeinde aufzunehmen oder in der Mitarbeit oder als Pastoren oder Pastorinnen mitarbeiten zu lassen. Dies obliegt der jeweiligen individuellen Überzeugung einer Kirchengemeinde oder –organisation.
Ein weiterer Schritt aber ist es, darlegen zu wollen, dass die Bibel homosexuelle Beziehungen nicht verbieten, sondern legitimieren würde. Dies ist letztendlich das Plädoyer von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, erklären zu wollen, dass alle 5 Bibelstellen, die angeblich gegen Homosexualität gerichtet sind, überhaupt nichts mit gleichberechtigten, liebevollen und monogamen homosexuellen Beziehungsmodellen unserer modernen Zeit zu tun hätten. Somit könnte man sie nicht zitieren oder verwenden gegen modern gelebte Homo-Beziehungen, da es dieses Konzept in der Antike angeblich nicht gegeben hätte.

1. Kein heutiges Konzept der Homosexualität in der Antike?

Prof Zimmer führt aus, dass die biblischen Verbote gegen „Homosexualität“ in der Bibel:

  • 3.Mos.18:22 „Und bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt; ein Greuel ist es.“
  • 3.Mos.20:13 „Und wenn ein Mann bei einem Mann liegt, wie man bei einer Frau liegt, dann haben beide einen Greuel verübt. Sie müssen getötet werden, ihr Blut ist auf ihnen.“
  • Röm.2:26,27 "Deswegen hat Gott sie dahingegeben in schändliche Leidenschaften. Denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr in den unnatürlichen verwandelt, und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen, sind in ihrer Begierde zueinander entbrannt, indem die Männer mit Männern Schande trieben, und empfingen den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst."
  • 1.Kor.6:9,10 „Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben (Weichlinge: Gemeint sind Männer, die sich sexuell missbrauchen lassen), noch Knabenschänder, noch Diebe...
  • 1.Tim.1:10 "Das Gesetz ist bestimmt für Gesetzlose, und Widerspenstige, für Gottlose und Sünder... Unzüchtige, Knabenschänder...“

nichts mit dem homosexuellen Konzept der heutigen Zeit zu tun hat, da die Bibel dieses in der antiken Kultur nicht gekannt hätte.

Welches Konzept meint Prof. Zimmer?:

  • gleichaltrige schwule Männer
  • die nur schwul sind und nicht bisexuell oder parallel hetero verheiratet.

Die antike Kultur hingegen kannte angeblich nach Zimmer keine:

  • Homosexualität zwischen Gleichaltrigen sondern nur das Konzept der Knabenliebe zwischen einem älteren Mann und einem Knaben.
  • - Homosexualität unter rein Homosexuellen, sondern nur unter Bi-Sexuellen.

In [46:14] behauptet Prof. Zimmer, dass die Antike, gleichberechtigte, liebevolle, von beiden Seiten bejahte homosexuelle Beziehungen nicht kannte.

Somit lassen sich die Verse der Bibel, die gegen Homosexualität sprechen, nur auf gewalttätige und päderastische (Sex mit minderjährigen Knaben) beziehen und nicht auf heutige freiwillige homosexuelle Beziehungen.

Wo sind die Quellen für diese Postulate?

Dagegen lässt sich Folgendes lesen über gleichaltrige, homosexuelle Beziehungen in der Antike:

„Hingegen waren gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen erwachsenen und mit dem [athenischen] Bürgerrecht ausgestatteten Männern während der klassischen Epoche Griechenlands gesellschaftlich verpönt und galten für die betreffenden Männer als ‚unehrenhaft‘“; sie scheinen jedoch nicht strafrechtlich verfolgt worden zu sein.“

  • Quelle: Andreas Mohr: Eheleute, Männerbünde, Kulttransvestiten, S. 89.

Sich sexuell passiv verhaltende, freie, erwachsene und mit dem athenischen Bürgerrecht versehene Männer wurden – analog zur Situation in anderen griechischen Städten – als kinaidoi bezeichnet, was in ethisch negativ wertender Form die sexuelle Passivität Freigeborener bezeichnet, und zwar im Sinne der Adjektive „weibisch“, „schandhaft“ und/oder „schamlos“. Elke Hartmann führt hierzu aus: „Wer Männer begehrte, die dem Alter eines eromenos entwachsen waren, wurde als weibisch verspottet.“

  • Quelle: Thomas K. Hubbard: Homosexuality in Greece and Rome. A Sourcebook on basic Documents in Translation. Los Angeles 2003, S. 6–7.
    Quelle: John J. Winkler: The Constraints of Desire: The Anthropology of Sex and Gender in Ancient Greece. New York 1990.
    Quelle: Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5. Stuttgart/Weimar 1998, Sp. 704.

In Theben wurde um 378 v. Chr. die Heilige Schar formiert. Es handelte sich um eine militärische Elitetruppe, die ausschließlich aus männlichen Liebespaaren bestand.

  • Quelle: Kenneth Dover: Homosexualität in der griechischen Antike, S. 192.

In der Ilias spielen Achilles und Patroklos eine besondere Rolle. Obwohl in dem Werk nicht explizit ausgesprochen wird, dass die Beziehung beider sexueller Natur war, bestand zwischen beiden doch eine tiefe emotionale Beziehung. Platon war der erste, der sie als Liebespaar ansprach. In der homerischen Dichtung werden sie als gleichberechtigt dargestellt.

Viele gleichgeschlechtliche Paare sind aus der Zeit des antiken Griechenlands überliefert. Unter ihnen befinden sich Euripides und Agathon sowie Alexander der Große und Hephaistion.
Agathon wird wegen seiner Homosexualität verspottet von den Frauen.

  • Quelle: Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft im archaischen und klassischen Griechenland, Winfried Schmitz, S.342

Hephaistion war ein makedonischer Adeliger, der engste Freund, General, Leibwächter und möglicherweise auch der Geliebte Alexanders des Großen. Aufgrund seiner besonderen Loyalität zu Alexander und dessen politischem Programm der Aussöhnung und Verschmelzung der verschiedenen Völker seines Reiches konnte er zum zweiten Mann des Reiches aufsteigen.

Juvenal verurteilt zahlreiche Formen männlicher Homosexualität und klagt vor allem römische Männer hoher Geburt an, die sich nach außen hin moralisch geben, im heimlichen aber weibliches Verhalten zu Tage legen. Er findet Männer, die weibliches Verhalten offen zur Schau tragen, zwar bemitleidenswert, aber ehrlicher und preist zum Schluss als wirklich wahre Liebe die eines Mannes zu einem Knaben. Öffentliche Reden verurteilen in der Regel alle Formen von Homosexualität unter römischen Bürgern bzw. freigeborenen Männern. Als Julius Caesar in Bithynien war, wurde ihm ein Verhältnis zum dortigen König Nikomedes nachgesagt, was ihm einen schlechten Ruf einbrachte, aber offensichtlich keinerlei rechtliche Folgen hatte. Kaiser Hadrian hatte eine Beziehung zu dem jüngeren Antinoos, ohne dass dies weiter kritisiert wurde.

  • Quelle: Juvenal: Satire 2
    Quelle: Sueton: Gaius Iulius Caesar, 2

In [46:30] gehört es laut Prof. Zimmer zum ABC der Kenntnis der Antike, zu wissen, dass jeder Mann ein Patriarch einer großen Sippe war und somit keine „neuzeitig klassische homosexuelle“ Beziehung führen konnte. Die vorigen Quellen zeichnen ein differenziertes Bild.
Damit wird deutlich, dass der Bibel sowohl in der jüdischen Bibel als auch im Neuen Testament alle Formen der Homosexualität bekannt war und hier keine Differenzierung vornimmt, so wie sie Prof. Zimmer vorzunehmen versucht.

2. In Gefängnissen geschieht homosexuelle Gewalt durch heterosexuelle Männer?

Prof. Zimmer führt in seinem Video aus [15:30], dass die versuchte Tat in Sodom, 1.Mose 19, nichts mit heutiger Homosexualität zu tun hätte, da es sich um eine versuchte Vergewaltigungstat heterosexueller Männer handelte, um Männer psychisch zu erniedrigen und zu vernichten, ähnlich wie heute in Gefängnissen homosexuelle Vergewaltigungen und Gewalttaten durch Heterosexuelle geschehen würde. [19:48]

Das impliziert unausgesprochen, durch Homosexuelle würde keine Gewalt und Vergewaltigung in Gefängnissen ausgehen, sondern nur durch heterosexuelle Gewalttäter.

Was sagt dazu der Forschungsbericht von Nicola Döring, Sexualität im Gefängnis: Forschungsstand und –perspektiven?

Gemäß dem Deprivations-Modell (vgl. Sykes 1958) lassen sich heterosexuell identifizierte Männer und Frauen während der Haftzeit mangels Alternativen auf gleichgeschlechtliche Kontakte zu Mitgefangenen ein. Das Konzept der haftbedingten temporären homosexuellen Aktivität wird sowohl im wissenschaftlichen Diskurs vertreten („situational homosexua- lity“; vgl. Hensley et al. 2002b) als auch von Gefangenen selbst („knast- schwul“; vgl. Heuer 1978: 85). Das Deprivations-Modell betont, dass der Entzug heterosexueller Kontaktmöglichkeiten sowie das Erleben (freiwilliger oder erzwungener) homosexueller Ersatzhandlungen die heterosexuelle Identität stark bedrohen können. Damit einher geht oft auch eine Verunsicherung der Geschlechtsidentität, etwa wenn Gefangene sich nicht mehr als „richtige Männer“ fühlen.

  • Quelle: Sexualität im Gefängnis: Forschungsstand und -perspektiven Z Sexualforsch 2006; 19, S. 321

Christopher Hensley führt aus in seinem Buch „Prison Sex: Practise and Policy“, S.16, dass es verschiedene Gruppen im Gefängnis gibt bezüglich der sexuellen Gewalt dort. Die erste Gruppe sind die sog. „Daddies“ oder „wolves“, die die aggressive, männliche Rolle in den homosexuellen Beziehungen im Gefängnis spielen. Durch ihr agressives Verhalten, das sie an den Tag legen, können sie sich sogar dem Stigma der Homosexualität entledigen, obwohl ihre sexuellen Gewalttaten homosexueller Natur sind.

3. Keine lesbische Homosexualität in der Antike?

In [25:06] führt Prof. Zimmer aus, dass es im alten Orient keine lesbische Sexualität gegeben hätte und dass man so etwas nicht gekannt hätte.

Was sagt die antike Literatur dazu?
Es gibt nur wenige Quellen zur weiblichen Homosexualität. Für Sparta sind immerhin erotische Beziehungen älterer zu jüngeren Frauen belegt, die im Rahmen des Erziehungssystems eine der Agoge der männlichen Jugendlichen vergleichbare Rolle mit Blick auf weibliche Heranwachsende gespielt haben könnten, während das Thema in Athen anscheinend eher ignoriert wurde bzw. möglicherweise sogar tabuisiert war.
Allerdings gibt es in der Dichtung von Sappho (630 v.Chr.), der Lyrikerin von der Insel Lesbos, zahlreiche Belege für gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen, wobei es auch hier um die Liebe einer etwas älteren Frau zu jüngeren ging. Diese Beziehungen wurden offensichtlich akzeptiert. Sie wurde anscheinend erst in klassischer Zeit unter athenischem Einfluss in einem eher negativen Licht dargestellt.

  • Quelle: Ernst Baltrusch: Sparta, S. 68: „Auch für die jungen Mädchen sind besonders enge Beziehungen zu ihren ‚Lehrerinnen‘ überliefert.“
    Quelle: Einen Überblick über die Lieder der Sappho bietet Max Treu: Sappho: Lieder. Griechisch und deutsch. 6. Auflage. München 1979.

Ihre Lieder, in denen sie die Schönheit ihrer Freundinnen, Schülerinnen und vor allem auch ihrer Tochter besingt, sind im Anschluss an ein Scholion zu Martials Epigramm 7,67 seit Domizio Calderino (1474) auf die Liebe Sapphos zu Frauen bezogen worden; von dieser Auffassung schreibt sich die Bezeichnung „lesbische“ oder „sapphische“ Liebe für weibliche Homosexualität her.

4. In der Antike gab es keine Chance als homosexuelles Paar zu leben?

In [42:45] führt Prof. Zimmer aus, dass dadurch, dass jeder in einer patriarchalischen Rolle in einer Großsippe lebte, niemand wusste, ob er homosexuell war oder nicht.

Auch hier spiegelt der Vortrag nicht die ganze historische Wirklichkeit der homosexuellen Lebensweise z.B. der griechischen Antike:

Nur am Rande sei hier auch eine Militäreinheit der besonderen Art erwähnt, die sogenannte „Heilige Schar“ der Thebaner, die 378 v.Chr. von Gorgidas eingeführt und in der Folgezeit von Pelopidas zu einer Spezialeinheit geformt wurde. Sie bestand angeblich aus 150 Liebhabern und ihren 150 Geliebten.  Allgemein waren sexuelle Kontakte in den Armeen der Antike nicht unüblich, so dass einige Soldaten sogar ihre Geliebten mit zum Kriegsdienst nahmen.

  • Quelle: Vgl. Crompton, Louis: Homosexuality and Civilization. London: Havard UP 2003, 4. Dover, Kenneth J.: Greek Homosexuality. London: Duckworth 1978, S.69

In [58:16] sagt er, dass Röm.1:24-27, sich nur auf die römische, dekadente Oberschicht bezogen hat, da neuzeitliche Schwule und Lesben nicht ihren homosexuellen Wandel verlassen würden, da man homosexuell „geboren“ würde und dies sogar eine Schöpfungsordnung Gottes darstelle.

Ist das wirklich so?
"Für die alten Griechen und Römer war es noch eine Selbstverständlichkeit, dass Männer sowohl für männliche als auch für weibliche Reize empfänglich waren", sagt Sexualwissenschaftler Haeberle. In ihrem Buch "Die Vielfalt des Begehrens - Bisexualität von der Antike bis heute" öffnet die Harvard-Professorin Marjorie Garber ein opulentes Album bisexueller Persönlichkeiten, von Oscar Wilde bis Virginia Woolf.

Zusammenfassung:

Prof. Dr. Siegfried Zimmers Versuch, zu beweisen, moderne homosexuelle Beziehungskonzepte wären in der Antike und somit der Bibel nicht bekannt gewesen und damit wären alle 5 Schriftstellen der Bibel nichtig, die normaler Weise von Christen  gegen die Praxis von Homosexualität zitiert werden, da sie nicht gegen die heutige Praxis von beiderseitig gewollter Homosexualität gerichtet wären, ist nicht überzeugend.
Er kann der Überzeugung sein, so wie viele Kirchenleute der heutigen Zeit, dass Schwule und Lesben ein vitaler Bestandteil der Gemeinde Jesu sein sollen und auch Amtsträger der Kirche sein sollen, es aber durch die Bibel begründen oder gar legitimieren zu wollen ist meines Erachtens nicht gelungen.

Mario Wahnschaffe